Die Tradition der Plätzchenbackens lässt sich bis zu den Kelten zurückverfolgen. Diese antike Volksgruppe reichte zum Alban-Arthuran-Wintersonnwendfest (21./22.Dezember) kleine flache Fladen, die aus zermahlenen Getreidekörnern und Honig bestanden. Das Gemisch wurde auf heißen Steinen gebacken und hauptsächlich aus spirituellen Gründen aufgetischt. Den größten Teil der Getreideplätzchen verspeisten die Lebenden, den kleineren überließen sie den Verstorbenen.
Grundsätzlich sollte der Verzehr vor bösen Dämonen schützen und Heilung bringen. Die Opfergabe für die Toten diente dem Schutz derer Seelen.
Mönche experimentieren mit exotischen Gewürzen
Als die christlichen Glaubensgemeinschaften größeren Einfluss ausübten, übernahmen Nonnen und Mönche dieses heidnische Ritual, wandelten das Rezept jedoch ein wenig ab. Anstatt grober Körner verarbeiteten sie feineres Mehl, mischten es mit Honig, diversen exotischen Gewürzen und Wasser. Aus diesen Zutaten entstand, nach einigen Backexperimenten, der allseits beliebte Pfefferkuchen (Lebkuchen), dessen gewinnbringender Verkauf oftmals das Überleben der Klöster sicherte.
Verfeinertes Gebilde-Gebäck Fastenkuchen
Der Christstollen kann ebenfalls auf eine alte Tradition zurückblicken. Urkundliche Erwähnung findet das Gebildegebäck durch den Bischof von Naumburg im Jahr 1329. Der Geistliche erhielt den Fastenkuchen, der das neugeborene Jesuskind in Tüchern darstellen sollte, als Weihnachtsgabe von einem sächsischen Bäcker. Das Kirchenoberhaupt war von dem kulinarischen Geschenk dermaßen entzückt, dass er dem Naumburger das Zunftprivileg verlieh.
Stollenteig wurde mit der Hand und unter zuhilfenahme Gebet "Vater unser" geknetet
Bei der Herstellung des Stollenteiges mussten diverse Knetprozesse unterschiedlicher Dauer durchlaufen werden. Da die meisten Menschen ziemlich zeitlos lebten (die ersten Taschenuhren kamen erst Mitte des 16.Jahrhunderts auf den Markt) wandten die Stollenbäcker einen Trick an und errechneten die Zeitspanne der Knetzeiten in "christlichen Gebeten".
Entsprach das Durchwalken des Teiges einem dreimaligen "Vaterunser" mussten die zehn Zeilen:
1.Vater unser, der Du bist im Himmel
2.geheiligt werde Dein Name
3.zu uns komme Dein Reich
4.Dein Wille geschehe
5.wie im Himmel, also auch auf Erden
6.Unser tägliches Brot gib uns heute
7.und vergib uns unsre Schuld
8.wie auch wir vergeben unsren Schuldigern
9.und führe uns nicht in Versuchung
10.sondern erlöse uns von dem Übel
drei Mal hintereinander in mittlerer Geschwindigkeit aufgesagt werden. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass der Hefeteig sein Volumen deutlich vergrößerte und nach dem Backen eine lockere Konsistenz erhielt.
Süße Zopfbrote symbolisieren die göttliche Trinität
Seelenbrot, Seelenkuchen oder Seelenzopf zu Ehren von Vater Sohn und Heiligem Geist
Doch nicht nur der Weihnachtsstollen war ein beliebtes Süßbrot, dass bis in unsere heutigen Tage, zur Weihnachtszeit gereicht wird. In einigen europäischen Ländern ist es gegenwärtig noch üblich einen dreifach geflochtenen Mandelzopf zu offerieren Die besondere Flechtweise symbolisiert die göttliche Trinität (Vater, Sohn; Heiliger Geist) und das Ineinanderverschlingen einzelner Teigstränge steht für die Ewigkeit.
Ursprünglich wurde das Gebäck als Seelenbrot, Seelenkuchen oder Seelenzopf betitelt und vorwiegend an Allerseelen (2.November) zu Ehren der Toten serviert. Doch traditionsgemäß wird das geflochtene Hefegebäck in einigen Regionen Österreichs und der Schweiz zudem in der Vorweihnachtszeit gebacken und ist ein fester Bestandteil der Adventskaffeetafel.
Die Geburtsstunde des Mürbeteigs
Als der Honig durch raffinierten Zucker ersetzt wurde, kamen die ersten Feinbackwaren auf den Gabentisch. Obwohl bereits 1802 eine funktionsfähige Zuckerraffinerie gegründet wurde, blieb es den finanziell besser gestellten Gesellschaftsschichten vorbehalten, das süße Luxusgut im Teig zu verarbeiten.
Durch die industrielle Herstellung des Zuckers, Mitte des 19. Jahrhunderts, hatte plötzlich auch die ärmere Bevölkerung die Möglichkeit das feinere Süßungsmittel zu erwerben.
Ohne das kräftige Eigenaroma des Honigs, das bis Dato die Backwaren würzte, eröffneten sich plötzlich unglaubliche Geschmacksvarianten. Dies war die Geburtsstunde der ersten Mürbeteige und damit der köstlichen Butterplätzchen, die auf fast jedem Weihnachtsteller zu finden sind. Erstverwertung suite101
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