Eine besonders seltsame geisterhafte Erscheinung ist der Phantomanhalter, bzw. die Phantomanhalterin -eine Figur, die weltweit vorkommt und nicht erst seit der Motorisierung bekannt
ist.

In fast allen englischsprachigen Ländern, in Ländern des fernen Ostens – wie Pakistan, Malaysia und Korea – in europäischen wie Schweden, Süditalien und Sizilien und auch in Deutschland kennt man diese Erscheinung. Die Fahrzeuge, in denen sich der Phantomanhalter mitnehmen läßt, sind ebenso unterschiedlich, wie sein Alter, sein Aussehen oder sein Geschlecht. Mal sind es Autos, Motorräder, Busse, Taxis, dann können es (in früheren Zeiten) auch Kutschen, Droschken und Pferdefuhrwerke gewesen sein oder Rikschas der asiatischen Länder. In Amerika soll es in der Vergangenheit vorgekommen sein, dass Personen, die auf Pferden mitgenommen wurden, vom Rücken der Tiere verschwanden.

Bei dem Phantomanhalter handelt es sich meistens um eine Person, die sich ein Stück mitnehmen läßt und dann nach einiger Zeit auf eine völlig unerklärliche Weise aus dem Gefährt verschwindet. Vorher hat sie dem Fahrer manchmal noch ihre Adresse gegeben, mit der Bitte um einen Besuch. In Fällen, in denen der Fahrer den unbekannten Beifahrer dann später tatsächlich aufsuchen wollte, musste er feststellen, dass es sich bei der Adresse um einen Friedhof handelt.

Eine besonders unheimliche Begegnung hatte der Lastwagenfahrer Harry Unsworth im englischen Somerset auf der A 38. An einem Tag im Jahre 1958 nahm er gegen drei Uhr morgens einen Anhalter mit. Der Mann erzählte ihm von Unfällen, die sich auf dieser Straße zugetragen hatten. In den folgenden Wochen nahm Mr. Unsworth den gleichen Anhalter noch einige Male mit. An einem Tag ließ er ihn an einer Stelle, die sein Fahrgast ihm angegeben hatte, aussteigen und fuhr weiter. Nach einigen Kilometern Fahrt sah er den gleichen Anhalter wieder am Straßenrand stehen. Der Lastwagenfahrer konnte sich nicht erklären, wie so etwas möglich war und fuhr voller Angst an der Erscheinung vorbei.

Ein Motorradfahrer nahm im Oktober 1972  in der Nähe des Blackwell-Tunnels, einer Unterführung der Themse, einen Anhalter mit, der ihm eine Adresse zurief. Als er in den Tunnel hineinfuhr, drehte er sich zu seinem Fahrgast um und wollte ein Gespräch beginnen. Der Beifahrer war spurlos verschwunden. Der Motorrradfahrer dachte an einen Unfall (er glaubte, der Anhalter wäre vom Motorrad gefallen) und fuhr zurück. Der Fahrgast aber war spurlos verschwunden. Am anderen Tag suchte er die Adresse auf, die er bekommen hatte, und erfuhr, dass jener Mann schon einige Jahre zuvor verstorben war.

In der Nähe der Stadt Uniondale in Südafrika nahm ebenfalls ein Motorradfahrer eine junge Anhalterin mit, die während der Fahrt spurlos verschwand. Später stellte es sich heraus, dass es sich um ein Mädchen handelte, dass zehn Jahre früher durch einen Unfall ums Leben gekommen war. Ebenfalls in Uniondale wurde gleich viermal das Erscheinen einer Phantomanhalterin gemeldet. Jedesmal bestand eine Verbindung zu einer gewissen Maria Roux, die am  12. April 1968 bei einem Verkehrsunfall getötet wurde. Eine ähnliche Geschichte ereignete sich in der englischen Grafschaft Kent, am Blue-Bell-Berg zwischen Maidstone und Chatham. Hier handelte es sich bei der Phantomanhalterin um eine junge Frau, die an ihrem Hochzeitstag im November 1965 am Fusse des Blue-Bell-Bergers durch einen Autounfall ums Leben gekommen war.

Ein Zeuge aus England berichtet über das seltsame Verschwinden eines Phantomanhalters aus seinem Auto. Der 26-jährige Teppichverleger Roy Fulton fuhr an einem Freitagabend im Oktober 1979 von einem Dartspiel nach Hause. In der Nähe der Ortschaft Stanbridge in Bedfordshire sah er am Straßenrand einen Anhalter stehen. Es handelte sich um einen etwas blassen jungen Mann, der eine schwarze Hose und ein weißes Hemd trug. Mr. Fulton lud ihn ein, mitzufahren, und fragte ihn, wohin er wolle. Statt einer Antwort zeigte der Fahrgast nur in Richtung der Ortschaft Dunstable.  Nachdem sie einige Minuten gefahren waren, entschloss sich Fulton, mit dem jungen Mann ins Gespräch zu kommen. Doch dann geschah etwas Unglaubliches. "Ich drehte mich zur Seite und wollte ihm eine Zigarette anbieten, doch der Mann war verschwunden. Ich bremste und schaute, ob er hinten saß. Dort war er auch nicht. Dann ergriff ich nur noch das Lenkrad und fuhr wie der Teufel davon." Fulton gab später seine Geschichte bei der Polizei zu Protokoll. Und obwohl er auf die Polizisten und Vertreter der Presse einen soliden und glaubwürdigen Eindruck machte, wurde sein Erlebnis natürlich angezweifelt. So erklärte der Anthropologe und Volkskundler Andrew Lang, seit 1912 Präsident der Gesellschaft für Parapsychologie: "Die Leute werden unbewusst alte Legenden in neue Orte einbetten und alte Ereignisse oder Fabeln neuen Personen zuordnen."

In England tritt die Erscheinung oft als Geist eines Toten auf, meist handelt es sich dabei um das Opfer eines Verkehrsunfalls. In anderen Ländern gilt er dagegen als ein göttliches, bzw.
dämonisches Wesen. In Malaysia z.B. kennt man die vampirähnliche "Langsuyar", die in der Gestalt einer jungen, attraktiven Frau am Rande eines geraden Straßenabschnitts steht. Wenn ein Fahrer sie mitnimmt, fliegt sie nach kurzer Zeit davon und stößt dabei grauenhafte Schreie aus. Aus den USA sind auch Phantomanhalter in Gestalt von Nonnen oder älteren Frauen bekannt, die oft bevorstehende Katastrophen prophezeien. Möglicherweise gehören auch die sogenannten "brennenden Männer", die sich manchmal von Bauern auf ihren Pferdefuhrwerken mitnehmen ließen, dazu.