Gegenwärtig soll es in sieben Städten Indiens "Palmblattbibliotheken" geben. Die gelagerten Palmblätter enthalten Informationen über die Vergangenheit und Zukunft aller Menschen, die sich in der jeweiligen Bibliothek nach ihrem ureigenen Palmblatt erkundigen, heißt es. Insgesamt soll es , pro Person, zwölf Abschriften geben, die auf ganz Indien verteilt sind.
Auf den Blättern sei auch vermerkt ob eine Person extra nach Indien kommt, um einen Blick auf sein ureigenes Blatt (beinhaltet unter anderem Geburtsdatum-Lebensweg-Beruf-Krankheiten-Eheschließungen-Kinder-spirituelle Entwicklung-spirituelle Lebensaufgabe-Sterbedatum-Einblick in frühere Leben) zu werfen. In diesen "Palmblattbibliotheken" werden nur Blätter aufbewahrt, die auch irgendwann eingesehen werden. Somit müssen keineswegs fast 7 Milliarden beschriebene Pflanzenteile aufbewahrt werden, sondern nur solche, die von einem Naadi-Leser noch vorgelesen werden oder bereits vorgelesen worden sind.
Diese "Orte des Wissens" wurden angelegt, damit einige Menschen ihren Lebensweg (der ja über den Tod hinaus bis ins neue Leben wirkt) zu ändern. Natürlich lassen sich vorgezeichnete Ereignisse nicht ändern, allerdings könnte das Wissen um einen bestimmten Schicksalsschlag, eine Milderung herbeiführen.
Auf den getrockneten Blättern der Stechpalme würden sich die Schriften annähernd 800 Jahre erhalten. Sollte ein Blatt am Zerfallen sein, werden die ganzen Daten penibel genau auf ein neues übertragen.
In der Regel muss der Fragende seinen Naadi -Vorleser bis zu 12 mal besuchen, bis alle Informationen, die auf dem Blatt stehen, weitergegeben wurden. Die Vorleser sind heilige Männer, die kein Entgelt für ihre Dienste verlangen, allerdings sprechen einige nur wenig Englisch, andere lediglich ihre Muttersprache, sodass angeraten wird, das Gespräch auf einem Kassettenrekorder aufzuzeichnen
Was wird auf den Palmblättern mitgeteilt?
1.Name wird genannt
2.Geburtsdatum
3.Manchmal werden von den Besuchern drei Daumenabdrücke verlangt
4.Der Palmblattleser stellt Fragen (Namen von Verwandten, Geburtsort, Wohnort) an den Inhaber und vergleicht diese mit den Angaben auf dem Blatt.
5.Danach werden Daten bis zum Tode im jetzigen Leben preisgegeben. Zudem kann der Palmblatt-Inhaber etwas über seine früheren Leben erfahren.
6.Zum Abschluss erhält der Fragende sein persönliches Mantra. Dies soll er immer dann sprechen, wenn es ihm besonders schlecht ergeht oder er beziehungsweise sie auf spirituelle Kraft angewiesen ist
Das was für unsere Kultur Papierblätter sind, waren für die Inder getrocknete Palmblätter
Die trocknen Pflanzenteile wurden mit Fingerhirse behandelt, sodass ihre poröse Struktur weicher wurde und man mühelos darauf schreiben konnte.
Die Schriftzeichen wurden Farben mittels örtlich vorkommender Mineralien und beigemischten Wasser hergestellt. Harze oder tierischer Talg sorgten dafür, dass der Text auf den Palmblättern über lange Zeit lesbar war. Als Stift dienten vorwiegend dünne, hohle Knochenstäbchen.
Leider unterliegen die Palmblätter der Witterung und lösen sich mit den Jahren auf. Aus diesem Grund muss eine Palmblattbibliothek kontinuierlich erneuert werden. In der gleichen Weise wie vor Hunderten von Jahren werden die Verse, Mythen, Legenden, Weisheiten oder was auch immer notiert wurde, erneut auf Palmblätter übertragen. Einige der Texte sollen schon mehr als 5000 Jahre alt sein.
Heutzutage versuchen Wissenschaftler des Orientalischen Forschungsinstitut Mysore (ORI) die alten und auch die neu beschriebenen Blätter mittels speziellen chemischen Verfahren für die Ewigkeit zu erhalten. Zudem werden die Manuskripte digital und/oder per Mikrofilm gesichert.
Kommentare 2 “ Palmblattbibliotheken – Orte des Wissens und der Magie ”
Hallo Scully!
Ein ganz toller Artikel.Vielen Dank,daß Du ihn geschrieben hastUnd dann auch noch so schnell.!Ich finde das Thema sowieso unendlich spannend und interressant.
Ein großes Lob an Dich!
Thanks,ich drück Dich,
Kathrin