Autor | Katja Piel | |
Buchtitel | THE Hunter – Blind Date mit dem Tod | |
Genre | Mystery |
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Nervös nagte sie an der Nagelhaut ihres Zeigefingers, zog dann die abstehenden Hautfetzen mit den Zähnen ab. Der süße Schmerz durchzuckte sie für einen Moment und grinsend musste sie an ihre Mom denken, die jetzt vermutlich wieder schimpfen würde: „Du kannst so nicht rum laufen! Stefanie, du bist jetzt vierzehn Jahre alt. Da fängt ein Mädchen an, sich zu pflegen und zieht sich nicht die Haut von den Fingern!“
Mom war nicht da und wenn sie wüsste, was Stefanie heute tat, würde sie aus dem Schimpfen gar nicht mehr raus kommen, ihr den PC sperren, das Handy wegnehmen und Hausarrest geben. Aber Stefanie musste das heute machen, denn sie war neugierig. In der Pubertät, wo sowieso alle jungen Mädchen genau das Gegenteil von dem taten, was ihre Eltern erwarteten, war das doch logisch! Und sie war verknallt in ihren virtuellen Traumjungen, den sie heute endlich treffen würde.
Kennengelernt hatten sie sich bei Facebook auf der Twilight Fanseite. Sie hatte ein Posting kommentiert und er geantwortet. Nachdem sich einige beschwerten, dass sie den ganzen Thread mit ihrer Unterhaltung stören würden, hatte er gefragt, ob er sie privat via Facebook-Nachricht anschreiben dürfe. Das war der Beginn ihrer Freundschaft gewesen. Und alles nur, weil er sie gefragt hatte, zu welchem Team sie gehört.
- Team Jacob
- Echt? Ich auch. Der dämliche glänzende Vampir ist sowas von unrealistisch
Ein Klick auf sein Profilbild und seine Chronik bestätigten seine Aussage. Er hatte sich als Profilbild das von Jacob, dem Werwolf aus der Twilight Reihe, ausgesucht. Weiteres Herumstöbern auf seiner Seite ergab, dass er siebzehn Jahre alt war und in Los Angeles auf die High-School ging.
Das war nun zwei Monate her, und seitdem chatteten sie per Facebook mehrere Male am Tag. Ihrer Mom gefiel gar nicht, dass Stefanie so viel Zeit am Computer verbrachte. Zum Glück konnte Mom es nicht kontrollieren, denn dazu war sie zu oft weg, was ihr Job als Krankenschwester in der Notaufnahme mit sich brachte. Seit zwei Jahren hatte sie auch wieder Nachtdienste übernommen.
„Schatz, wir brauchen das Geld. Von deinem Dad können wir leider nichts erwarten“, entschuldigte sie sich. Vermutlich, weil ihr schlechtes Gewissen groß war, aber Stefanie machte es eigentlich nichts aus, wenn sie nicht da war.
Schnell verwarf sie den Gedanken an ihren Dad wieder, der vor fünf Jahren seine Familie wegen einer Thailänderin verlassen hatte und seitdem auf Koh Phangan eine Tauchschule leitete.
Unruhig blickte sie zur Tür des DJ Coffee Shop und wieder zurück auf ihre Armbanduhr. Noch zwanzig Minuten, stöhnte sie innerlich, kramte ihr Handy aus dem Rucksack und öffnete die Facebook App. Während sie auf irgendwelche Kommentare antwortete oder bei Photos ihrer Freunde „gefällt mir“ anklickte, rutschte jemand ihr gegenüber auf die Bank. Beinahe hätte sie das Handy fallengelassen. Der Mund blieb ihr offen vor Überraschung. Das gibt’s nicht, dachte sie fassungslos. Der Typ sah aus wie Taylor Lautner, der den Werwolfjungen bei der Twilight-Verfilmung gespielt hatte. Hastig schaute sie sich um. Das musste doch auch den anderen hier auffallen, schoss es ihr durch den Kopf, aber keiner interessierte sich für ihren Tisch.
„Hey“, sagte er nur lässig und ein feines Lächeln umspielte seine Lippen. Oh mein Gott! Selbst die Stimme klang wie Taylor Lautner. „Stefanie, richtig?“ Es war eher eine Feststellung, denn eine Frage.
Mit klopfendem Herzen räusperte sie sich, ehe sie antwortete: „Ehm, hey, ja. Das bin ich. Stefanie, meine ich. Ich meine, so heiße ich“, stotterte sie und schalt sich innerlich selbst. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, verstaute sie ihr Handy wieder im Rucksack, und ihr Blick blieb auf dem großen aufgedruckten Bild an der Wand hinter ihrem Blind Date hängen, das genau ihn zeigte. Besser gesagt, Taylor Lautner zeigte. Sie heftete den Blick wieder auf ihren Gegenüber, immer noch stockte ihr fast der Atem und sie kämpfte darum, regelmäßig Luft zu holen.
„Wolltest du etwas essen oder trinken?“, fragte er.
Wenn sie so weitermachte, konnte sie das ganze Date in den Wind schreiben, rief sie sich zur Ordnung und hörte auf, sich unter der Tischplatte an den Nagelhäutchen rumzufummeln. Sie gab sich einen Ruck. „Nein“, antwortete sie scheu lächelnd.
„Lass uns doch ein bisschen im Park spazieren gehen“, schlug er vor, strich sich lässig durch die Haare und stand auf.
Mit trockenem Mund murmelte sie ein leises „Ja“ und ging hinter ihm her. Immer noch kämpfte sie damit, dass niemand zu ihnen herübergesehen hatte, er sah doch original so aus, wie der Schauspieler. Ich bilde mir das doch nicht ein.
Zum Wildwood Park waren es wenige Gehminuten. Keiner von ihnen sprach ein Wort, bis sie am Eingang angekommen waren. Der Park sah mittlerweile recht verlassen aus, da es sich dem Abend zuneigte, aber Stefanie beschlich kein ungutes Gefühl. Üblicherweise vermied sie den Park um diese Tageszeit, aber heute war sie in absoluter Glücksstimmung und konnte es kaum erwarten, ein Foto von ihm zu machen und ihrer Freundin zu schicken. Die stand zwar auf den dämlichen Vampir Edward Cullen, aber sie würde bestimmt ausflippen, wenn sie das Bild sehen würde.
„Na komm! Ich war früher oft da, bin nämlich hier aufgewachsen, bevor meine Eltern nach LA gezogen sind. Es gibt hier so ein nettes Plätzchen, wo man ungestört plaudern kann“, redete er auf sie ein und er hatte den typischen „von unten nach oben Blick“ aufgesetzt, mit dem Taylor auf mehreren Bildern zu sehen war.
Schweigsam von all der Überraschung folgte Stefanie ihm in den Park und sollte es wenige Stunden später bitter bereuen…
Zunächst empfand es Stefanie als harmloses Date. Er, mittlerweile hatte er ihr auch seinen richtigen Namen genannt: Steven, hatte ihnen ein Plätzchen unter einem wunderschönen, alten Baum ausgesucht, dessen schweren Äste fast den Boden berührten. Aus seinem Rucksack hatte er Teelichter entnommen und platzierte diese in einem Halbkreis vor den Baum. Im Schneidersitz saßen sie sich nun gegenüber und sein Blick huschte über sie.
Stefanie fand sich mittelmäßig. Für das heutige „Blind Date“ trug sie einfache Jeans, ein T-Shirt und Chucks. Die dunkelblonden Haare hatte sie, wie die Bella Swan Figur aus Twilight, mit einem einfachen schmalen Reifen geschmückt.
Aber nun, da er sie so angetan musterte, fühlte Stefanie sich leicht und beschwingt. Die Nervosität war gewichen, stattdessen unterhielten sie sich, kamen sich näher, doch nicht zu nahe.
„Glaubst du eigentlich, dass es überirdische Wesen gibt? So wie in Twilight?“, fragte er sie unvermittelt und beobachtete ihre Reaktion.
„Ach quatsch. Ist doch alles nur Fantasie“, lachte sie ausgelassen und blickte ihn offen an. Wunderschön!, dachte sie und war versucht, ihre Finger über sein Gesicht gleiten zu lassen. Es sah glatt und weich aus, und sie würde vermutlich tot umfallen, wenn sie seine Lippen auf ihren spüren würde. Eine innere Stimme sagte ihr, ob sie verrückt sei, sich in der Abenddämmerung mit einem fremden Jungen in den einsamen Park zu begeben, aber die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte und das Gefühl von Unbeschwertheit ließ sie diese Warnung ignorieren.
Im Gegenteil, sie rückte näher an ihn heran und konnte den Blick nicht mehr von seinen Augen lassen, die sie fast hypnotisch ansahen. Ihr Blut pulsierte durch die Adern, als sie die Hand hob und ihm über die Wange strich. Im Moment der Berührung hörte sie noch ein letztes Mal ihr eigenes Herz panisch klopfen…
Mit funkelnden Augen hatte er sie angesehen, als aus dem Jungen mit einem Mal eine mit Fell bewachsene Bestie wurde, die dem Menschlein vor sich den Hals umdrehte, ihn mit einem kurzen Knacken brach, als wäre er eine Blume. Knurrend schlürfte sie das Blut, das aus dem Hals sprudelte. Die Bestie zerriss das Mädchen, fraß den Kopf und Torso und sprang lautlos durch die Nacht davon. Weit entfernt war noch ein langgezogenes Heulen zu hören. Der einzige Zeuge war der Mond, der das grausige Schauspiel in sein silbriges Licht getaucht hatte.
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