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Malwida von Meysenbug und der Demokrat von Renate Hupfeld

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Autor Renate Hupfeld
Buchtitel Malwida von Meysenbug und der Demokrat
Genre Historische Erzählung
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William stand am Fenster und schaute hinaus auf die Straße. Als er Malwida bemerkte, drehte er sich um und kam ihr mit ausgestreckten Armen entgegen.
„Wie schön, dich wieder zu sehen, kleine Schwester“, begrüßte er sie lachend.
„Die Freude ist ganz meinerseits, lieber Bruder. Setzen wir uns.“ Sie löste ihre Hände aus den seinen und deutete auf die Sitzecke am Fenster. Als sie sich niedergelassen hatten, er im Sessel, sie im Sofa gegenüber, musste sie ihren Bruder immerzu anschauen. Hatte sie ihn doch seit einigen Jahren nicht mehr gesehen. Wie ähnlich er dem Vater geworden war. Ein stattlicher Mann. Mit unerschütterlichen Grundsätzen. Daran hatte sich wahrscheinlich nichts geändert. Da war immer noch diese Entschlossenheit in seinem Blick. Schon als kleiner Junge hatte er etwas Höheres angestrebt.

„Malwida“, begann er zögernd. „Ich muss mit dir reden.“
„Dazu bist du ja wohl hier.“
„Nicht nur als Bruder bin ich gekommen.“
Ahnte sie es doch. Sie dachte an die heftige Auseinandersetzung nach dem Tod des Vaters. Ihr war aber nicht nach Streit. Auf keinen Fall würde sie sich von ihm einschüchtern lassen. Er musste einsehen, dass sie nicht nur älter, sondern auch selbstsicherer geworden war.
„Fahre nur fort“, ermunterte sie.
„Das Thema wird dir nicht gefallen.“
„Nur zu.“
„Nachdem dein Versuch, dich auf eigene Beine zu stellen, nicht gelungen ist, sehe ich die Notwendigkeit, über deine Zukunft nachzudenken“, begann er.
„Das kann doch wohl das Thema nicht sein“, sagte Malwida in ruhigem Ton.

„Seinerzeit haben wir dir erlaubt, nach Hamburg zu gehen. Aber diese Schule ist ja nun aufgelöst. Wegen politischer Umtriebe übrigens.“
Malwida spürte eine Welle von Zorn in sich hochsteigen.
„Lass uns das Gespräch beenden, William. Ich sehe, es hat keinen Sinn.“
Inzwischen hatte der Koppesche Diener den Tee gebracht. Wilhelm rührte ausgiebig in seiner Tasse herum.
„So einfach kannst du es dir nicht machen. Als Teil einer Familie, deren Männer, von Gott bestimmt, am Aufbau unserer Lebensgrundlagen mitgewirkt haben und es weiterhin mit großem Erfolg tun, hast du eine Verantwortung. Dieser Verantwortung kannst du dich nicht entziehen.“
„Wofür ich verantwortlich bin, sagen mir meine Überzeugungen“, antwortete Malwida ein wenig schnippisch.
„Genau das ist der Punkt. Du siehst das völlig falsch. Überzeugungen zu haben ist nicht Sache von Frauen, schon gar nicht in Bereichen, die den Männern vorbehalten sind. Hat man dich nicht schon als kleines Mädchen weibliche Demut gelehrt? Und so dumm bist du doch nicht, um zu begreifen.“
„Das hat doch keinen Sinn, William, schweige lieber.“
„Nein, nein“, beharrte er. „Wenn du dich zur Gefährtin derer machst, die nichts anderes im Sinn haben, als unsere Welt aus den Angeln zu heben, also das Chaos zu schaffen, sehe ich es als meine Pflicht, dich zu deiner wahren Bestimmung zurückzuführen.“
„Es reicht jetzt! Schluss damit!“ Sie schaute ihn böse an.
„Mir liegt es völlig fern, dich zu bevormunden, Malwida. Doch darf ich dir nicht verschweigen, dass unsere Mutter mir in einem Brief von dem Kummer berichtet hat, den du ihr seit Jahren bereitest.“
„Lass unsere Mutter aus dem Spiel. Ich liebe sie von ganzem Herzen und habe ihr bereits vieles geopfert. Sehr vieles. Nur eins kann und will ich nicht opfern, meine Überzeugungen. Sie gehören mir, nur mir allein.“
Unwillkürlich füllten sich ihre Augen mit Tränen.
„Papperlapapp. Kurz und gut. Was tust du hier in Berlin? Du gehörst, wie jede Frau, in die Familie. Dein Platz ist an der Seite unserer armen Mutter in Detmold und nirgendwo anders. Auch dir ist es doch wohl nicht entgangen, dass du gescheitert bist. Kläglich gescheitert. Und wer hat dir diese bösen Gedanken eingeflößt? Wem hast du dieses ganze Elend zu verdanken? Deinem teuflischen Verführer. Wärest du ihm doch niemals begegnet.“
„Theodor?“ Nach diesem Stich in das Innerste ihres Herzens bekam ihre Stimme einen schrillen Ton. „So sprichst du nicht von Theodor. Das verbiete ich dir.“
Von Weinkrämpfen geschüttelt sank sie in sich zusammen.
„Beruhige dich doch“, sagte Wilhelm, indem er aufsprang, um zu ihr zu gelangen.
„Fass mich nicht an“, schrie sie. „Lass mich allein.“
Mit sorgenvoller Miene schaute er auf sie herab.
„Du bist krank, Malwida. Das erklärt deine Irrwege. Kein Wunder, dass du so neben dir stehst. Ich helfe dir aus deiner Misere heraus. Du erreichst mich im Ministerium.“
„Niemals werde ich nach dir rufen“, schluchzte sie. „Ich finde meinen Weg auch ohne euch.“
Bevor er den Salon verließ, drehte er sich noch einmal um.
„Dein Starrsinn wird dich noch vollends in den Ruin treiben. Überlege
dir gut, was du tust, bevor es zu spät ist.“

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