| Autor | Anthologie des Traumstunden Verlag Essen | |
| Buchtitel | Kinder, Katzen, Katastrophen | |
| Genre | Kurzgeschichtensammlung, Anthologie |
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| Blog-Link | Traumstunden Verlag Essen | |
| Shop-Link | Kinder, Katzen, Katastrophen | |
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Papi guck mal!
Meine Tochter ist fünf Jahre alt. Ich kenne sie erst etwa ein halbes Jahr.
Aber um nichts in der Welt gebe ich sie wieder her!
Um zu verstehen wie ein Tag bei und abläuft muss man wissen, wie meine bessere Hälfte und ich arbeiten. Wir gehen NICHT wie andere morgens aus dem Haus um irgendwo zu stempeln, am Band zu stehen oder ins Büro zu fahren (wie ich es bis vor einiger Zeit noch gemacht habe).Wir arbeiten von zuhause aus. Meine Frau ist Verlegerin bzw. Schriftstellerin; ich selber bin Musiker – ich texte, komponiere, arrangiere – gut, ich singe auch. Auf jeden Fall verbringen wir in der Regel – sofern keine Auftritte oder andere Außentermine dazwischen kommen – vierundzwanzig Stunden des Tages zusammen. Das hat zur Folge, dass den gesamten Tag auch der Rest der Familie um uns herumwuselt. Da ist die große zehnjährige, die gerne die absolut selbstbewusste heraushängen lässt und in Wirklichkeit noch auf der Suche nach sich selber ist. Dann ist da der achtjährige, introvertierte Bursche, der uns komplett im Griff hat und bei den wenigen Worten, die er spricht, doch immer durchblicken lässt, dass er sehr genau weiß, WIE er uns mit einem Lächeln auf den Lippen zur Weißglut bringen kann. Und schließlich ist SIE auch noch da: Fünf Jahre alt, bildhübsch und stets ein spitzbübisches Lächeln im Gesicht. Sie KANN so wunderschön bocken, wenn ihr mal etwas nicht passt. Sie KANN sich in diese kindlichen Tränen hineinsteigern und weiß hundertprozentig dass unser Beschützerinstinkt schon geweckt wird wenn sie nur mal ein winziges Tränchen vergießt. Und sie ist ein kleiner Kriegstreiber – SIE ist es, um die sich alles auf dieser Welt dreht. Aber mal ehrlich – waren wir nicht genauso? Ich kenne sie erst seit etwas über einem halben Jahr. Denn sie war nicht immer meine Tochter. Rechtlich gesehen ist sie es auch nicht – noch nicht. Nur eines habe ich mittlerweile in den paar Monaten begriffen. Wenn ich mich nicht in ihre Mutter verliebt hätte, ich die Kleine aber eher kennengelernt – dann wäre SIE mit Sicherheit der Anlass gewesen ihre Mutter näher kennenzulernen.
Sie schafft es jeden Tag mich schier in den Wahnsinn zu treiben. Sie hat nur Blödsinn im Kopf – gut, sie ist, wie gesagt, fünf und da kann man noch nicht so viel Logik erwarten, wie ich meine. Andererseits ist es schon verblüffend, mit welcher Selbstverständlichkeit sie über meine gut gemeinten Straf- und Erziehungsmaßnahmen hinweggeht. Fernsehverbot? Na gut. Papa muss man nur mal lieb anschauen und knuddeln und er macht es rückgängig. Hausarrest? Klare Lösung: Wir ziehen uns ins Kinderzimmer zurück, dann schreien und weinen wir, was das Zeug hält. Spätestens nach zehn Minuten ist Papa da und sagt: “Komm mal her, Kleine!”,… da schaut man ihn dann schmollend an und weigert sich sogar ein paar Sekunden auf den Arm genommen zu werden. Papa hat dann ein schlechtes Gewissen und macht mir sogar einen Kakao…
Sechs Uhr morgens
…. das Grauen ist blond…
Wie bereits erwähnt: Wir haben keine geregelten Arbeitszeiten. Ein Tag, respektive eine Nacht, kann auch schon mal bis um zwei, drei Uhr morgens dauern – dann ist in der Regel bei uns Großen in der Familie Schlafenszeit angesagt. Mit viel Glück schaffen wir es abends bis neun, halb zehn die Kinder ruhig zu haben. Ab und an, wenn es zu lang dauert bis die ewigen Diskussionen um „Wer liegt oben im Etagenbett” oder „Das ist meine Puppe und Du bist doof” beendet sind, kommt mir schon mal der Gedanke, doch auf den Rat eines guten Freundes von mir zu hören und mir ein Betäubungsgewehr zuzulegen.
Andererseits – wenn ich richtig wütend werde und den Kindern dann drohe: „Noch ein Wort und ich mach‘ Euch den Hallervorden”, schauen sie mich verständnislos an. Also was soll‘s…. Wir MÜSSEN morgens ab sechs wach und sprungbereit sein. Denn spätestens um HALB sechs sind die Kinder schon auf den Beinen und die ersten Zickereien unter den Mädchen sind angesagt. Dabei ist mein kleiner blonder Engel ganz klar die Herausragende und ist bereits zur Morgenstund so etwas von energiegeladen, dass es unmöglich ist noch eine halbe Stunde Schlaf draufzulegen.
„Mami, darf ich den Fernseher anmachen?”
„Nein. Guck mal auf die Uhr” “Ooohhh… schade…”
Eine Minute später…„Papi, machst Du mir heute einen Kakao?”„Mal sehen. Wenn Du artig bist vielleicht…”„Gestern hast Du gesagt Du machst mir einen!” „Ja. Das war bevor Du versucht hast die Katze in den Schrank zu sperren…” „Aber sie wollte das so! Sie hat das gesagt!”
„Klar hat sie das. Dann hat sie Dir sicher auch erzählt, dass sie es nicht so gut findet wenn Du ihr statt Katzenleckerchen lieber Deine übrig gelassenen Kellogs geben wolltest??”
„Ich kann ihr ja heute was von meinem Eis abgeben…”
„Welches Eis?”
„Ich bekomm‘ doch heute Geld für den Eismann?”
„Süsse, so oft wie ich Dir Geld für den Eismann gebe, müsste der mich als Anteilseigner in seiner Firma akzeptieren…”
„Papi, was ist ein Anteilseigner??”
„So etwas wie die Mami hier. Dafür dass sie Euch ernährt, Eure Wäsche wäscht und Eure Zimmer aufräumt – was Ihr im Übrigen nicht schafft – hat sie das Recht sich regelmäßig mit den Nachbarn zu streiten weil ihr mal wieder zu laut wart….”
„Aber ich hab den Fernseher doch ganz leise gemacht…”
„Fernseher?? Es ist viertel nach sechs… BRITTAAAAAAAAAAAAAA…”
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