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Hab keine Angst von Brigitte Lauterberg

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Autor Brigitte Lauterberg, Hrsg. Robert Lauterberg
Buchtitel Hab keine Angst
Genre Schicksalsbericht
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Unruhe

Im zweiten Jahr, 2003, fiel mir auf, daß ich nicht mehr so belastbar war. Immerzu war ich müde und oftmals fühlte ich einen Schmerz in meinem Bauch. Zu Beginn selten, doch dann immer häufiger. Ich schob es auf den Stress. Als bald die Schmerzen an Intensität zunahmen, und ich dadurch teilweise meine Aufgaben nicht mehr erledigen konnte, suchte ich einen Gynäkologen auf. Dieser konnte jedoch, trotz massiver Druckschmerzen während der Untersuchung, nichts feststellen. Er schickte mich zu einem Internisten, der mit Ultraschall meinen Bauch und die Nieren untersuchte. Fehlanzeige! Kein Befund! Der Internist sagte: „Frau Lauterberg, sie sollten in die Notaufnahme eines Krankenhauses fahren, weil die Ursache für den Schmerz abgeklärt werden muß.“

Ich befolgte seinen Rat und fuhr in eine Münchner Klinik, ließ mich dort ein weiteres Mal durchchecken. Wieder ohne Befund.

Ich bekam lediglich zu hören, daß es der Beginn eines Darmverschlusses sein könnte.

Ich bewältigte weiterhin den Alltag, trotz Reißen, Bohren und Stechen im Bauch. Schmerzen immerzu spüren zu müssen, vermieste mir oft die Stimmung und schließlich den Spaß am Leben.

Meine Hausärztin untersuchte mich ebenfalls sonographisch. Auch ohne Befund. Sie überwies mich zu einer Computertomographie und die nahm ich gerne in Anspruch. Meine Hoffnung war groß, daß sie zur Klärung beitragen würde. Im Anschluss daran hörte ich, daß wahrscheinlich etwas mit meinem Darm nicht in Ordnung sei. Obwohl ich bis dahin nie Probleme mit der Verdauung hatte, immer auf die Toilette konnte, tippte von nun an jeder auf meinen Darm.

Wieder vergingen einige Wochen und ich krümmte mich inzwischen manches Mal vor Schmerzen. Ihre Intensität blieb konstant.

Neuerdings schlief ich erschöpft gegen zwanzig Uhr auf dem Sofa ein und beruhigte mich selber: Es wird schon alles okay sein. Die Ärzte haben schließlich das Wissen.

Nachdem ich Wochen später wieder mal aus Verzweiflung meine Hausärztin aufgesucht hatte, entließ sie mich dieses Mal mit einer Überweisung für eine Magen- und Darmspiegelung.

Während dieser Untersuchung stellte man, außer einem kleinen Polypen, den man kurzerhand gleich entfernte, nichts Auffälliges fest.

Zwei bis drei Wochen später mußte ich zu einer Dünndarmuntersuchung. Diese war sehr unangenehm. Es war saukalt in dem Behandlungszimmer und ich fror erbärmlich in dem dünnen Op-Hemdchen, das ich mir überziehen mußte. Schlimmer war aber, daß der Arzt sehr unfreundlich war, was mir das Ganze nicht leichter machte. Ich sollte einen dünnen Schlauch schlucken. Da ich aber im Hals sehr empfindlich bin und schnell spucken, bzw. würgen muß, bekam ich den Schlauch nicht so schnell und problemlos herunter. Da fauchte der Arzt mich an: „Können sie essen?“

„Ja, kann ich.“, antwortete ich fast trotzig.

„Dann können sie auch diesen Schlauch schlucken,“ war seine pampige Antwort. Dem werde ich es zeigen, dem Blödmann, dachte ich wütend. Unter ständigem Würgen bekam ich tatsächlich das lange Teil herunter. Eine Dreiviertelstunde dauerte die Untersuchung. Von oben, über den Schlauch, gaben sie ein Kontrastmittel und machten verschiedene Röntgenaufnahmen. Wieder und wieder wurde das ekelige Ding in mir hin und her bewegt. Das war sehr unangenehm. Nach einer weiteren halben Stunde wurde das Kontrastmittel ausgespült, solange, bis nichts mehr zu sehen war, erst danach zogen sie den Schlauch aus mir heraus.

Erleichtert zog ich mich an und ging in ein Cafe‘. Dort bestellte ich eine Tasse Kaffee und genoß das warme Getränk, das meinen leeren Magen füllte. Genussvoll zog ich an meiner Zigarette und plötzlich bemerkte ich, daß ich dringend, wirklich sehr dringend zur Toilette musste. Gehetzt sah ich mich nach einem stillen Örtchen um. Endlich fand ich ein Hinweisschild und rannte die Treppe ein Stockwerk höher. In meinen Ohren klingelte es bereits und mir war heiß und kalt zugleich. Ich kniff alles an mir zusammen, selbst meine Augen schienen nur noch kleine Schlitze zu sein. Gerade so eben schaffte ich es und warf mich erleichtert auf die Kloschüssel. Niemand, wirklich niemand aus der Praxis hatte mich vorgewarnt und mich darüber informiert, dass das Kontrastmittel eine sehr stark abführende Wirkung hat. Das muß einem doch als Patient gesagt werden. Oder? Ich war richtig wütend.

Nach einer Woche erhielt ich den Befund. Alles in Ordnung. Jetzt war ich genauso schlau wie vorher. Meine Schmerzen waren jedoch inzwischen zeitweise so stark, daß ich gar nicht mehr alleine aufstehen konnte. Mein Bauch nahm mehr und mehr an Umfang zu und fühlte sich steinhart an. Eigentlich sah ich aus wie eine werdende Mutter im siebten bis achten Monat. Aber es hieß ja immer noch, alles in Ordnung. Liebe Gesundheit

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