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Der verbotene Hof von I.M.Henry

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Autor I.M.Henry
Buchtitel Der verbotene Hof
Genre Jugendroman / Krimi
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Heilendes Grünzeug

Sellmeier trägt Nico ins Haus und legt ihn vorsichtig auf das Gästebett. Laura bekommt einen Stuhl gereicht und nimmt neben ihrem Bruder Platz.

„Ich hol etwas Wasser, um die Wunden zu säubern“, sagt Sellmeier und geht in die Küche. Während er eine Porzellanschüssel mit Wasser füllt und nach sauberen Tüchern kramt, treffen Simon, Tobi, Leo, Lisa, Anne und Sabine am Gartenzaun ein.

„Kommt ruhig rein, die tun euch nichts!“, ruft Sellmeier zum Küchenfenster hinaus, aber keiner traut sich.

„Passt scho, wir warten ganz gern“, entgegnet Tobi mit lässiger Stimme. „Spinnst du? Wir können doch die zwei nicht mit dem da alleine lassen!“, muss Anne schon wieder protestieren.

„Jetzt komm wieder runter! Der Alte ist in Ordnung“, entgegnet Simon. „Dann kannst ja locker zum Gartentürl reinspazieren und ihm einen Besuch abstatten!“, kontert Anne.

Simon würde sich am liebsten in einen Hund verwandeln und über den Zaun springen, was aber leider nicht geht … trotzdem würde er gerne nach Laura sehen.

„PLATZ! Hancock! Tinkerbell! – PLATZ!!!“, ruft Sellmeier auf das Gartentor zugehend. Rottweiler und Dobermann gehen sofort in Platz-Position.

Die anderen Hunde machen es nach.

Das müssen die Leithunde sein! Wow! Simon ist schwer beeindruckt über so viel Gehorsam. Seinen Pancho muss man immer erst fünfmal anbrüllen, bevor er reagiert – und Pancho ist ganz sicher nicht auch noch taub.

„Schaut mal, wie niedlich!“, ruft Lisa entzückt und deutet auf vier winzige Dackelmischlingsbabys … und auf ein kleines Ferkel!

„Darf ich vorstellen: Das sind Swampy, Gonzo, Socke und Miss Piggy – unser jüngster Nachwuchs, eskortiert von Ferkelchen“, stellt Sellmeier stolz seine Familie vor.

„Wie süüüüüß! Oh, darf ich sie streicheln???“, bettelt Lisa und ist kurz davor, vor Entzückung zu schnurren.

„Natürlich darfst du sie streicheln!“ Sellmeier schiebt den Eisenriegel zurück und öffnet das Gartentor. Lisa spaziert herein und geht wie ferngesteuert auf die Welpen zu.

„Also Kinder, ich kann euch die Angst nicht nehmen, das müsst ihr selber tun. Aber ihr solltet es schnell tun, denn wenn die Hunde noch länger in versteinerter Position der prallen Sonne ausgesetzt sind, kriegen sie einen Sonnenstich … und ihr auch … außerdem hab ich drinnen einen Patienten!“, meint Sellmeier freundlich und geht zurück ins Haus. „Die tun nickts, keine Angst …“, ruft Laura von der Veranda herüber, „bin auck einfack reingegangen.“

Hey Mädel! Langsam regst du mich tierisch auf, denkt sich Anne … und geht schließlich durchs Gartentor.

Während einer nach dem anderen das gefährliche Gartentürl besiegt und von allen Hunden gleichzeitig beschnüffelt wird, geht Simon bereits durch Sellmeiers Haus. Er kapiert nicht, was mit diesem Mann nicht stimmen soll. Es gibt nicht das geringste Anzeichen von Wahnsinn: Keine verdunkelten Räume, keine Totenköpfe in den Vitrinen, keine Fläschchen mit übelriechenden Substanzen und auch keine Menschen fressenden Hunde. Aber woher kommt die Behauptung, dass Sellmeier krank sei im Kopf und dass man sich vor ihm hüten müsse? Was haben sich die Erwachsenen da nur wieder zusammengereimt? Oder ist das hier alles nur Fassade und sie stecken praktisch schon in allergrößter Gefahr?

An der Schwelle zum Gästezimmer bleibt Simon stehen und beobachtet, wie Sellmeier vorsichtig Nicos Wunden säubert.

„Beiß die Zähne zusammen! Das sind Schürfwunden, die tun weh, ich weiß, aber ich muss sie säubern … ich hab’s gleich.“ Simon hält sich im Hintergrund. Er kann förmlich spüren, wie Laura mitleidet.

„Junge, du darfst uns was zu Trinken organisieren!“, verlangt Sellmeier plötzlich von Simon, während er an ihm vorbei zur Türe hinauseilt und zwei Sekunden später ruft: „… Aus dem Brunnen, bitte. Das Wasser aus der Leitung ist zu warm. Der Eimer steht neben dem Brunnen. Gläser gibt’s in der Küche!“, … und hinter dem Haus verschwindet.

Also geht Simon zum Brunnen und pumpt frisches, kühles Wasser hoch.

„Porca miseria! È tutta colpa mia!“, schimpft Laura. Sie macht sich große Vorwürfe. Wie soll sie das bloß den Eltern erklären? Aber Nico versichert ihr, dass es nicht ihre, sondern allein seine Schuld sei – weil er zu blöd zum Fahrradfahren sei. Nein! Insistiert Laura, sie sei die große Schwester und sie müsse auf ihn aufpassen. Nein!, gibt Nico zurück, der mittlerweile so sauer auf sich selbst ist, dass er heulen könnte. „So …. dann wollen wir mal sehen …“, sagt Sellmeier ins Zimmer kommend, mit einer Hand voll grüner Blätter und einer weiteren Schüssel Wasser. Er taucht die Blätter in die Schüssel, wringt sie aus und legt sie auf Nicos Wunden. Laura ist verwirrt. Einerseits will sie Sellmeiers Kompetenz – bei allem, was der für Nico schon getan hat – auf gar keinen Fall in Frage stellen, doch andererseits irritiert sie das labberige Grünzeug schon, welches gerade auf ihrem Bruder ausgebreitet wird.

„Was iiiste das?“, fragt sie schließlich und Sellmeier, der die Frage schon erwartet hat, antwortet – beinahe melodisch – als sei es das Normalste auf der Welt: „Hanf…“

„Hanf?“, fragt Laura. Dieses Wort hat sie noch nie gehört.

„Keine Panik, Laura! Das rauchen wir ganz sicher nicht!“

Laura atmet tief durch die Nase – und erst einmal nicht wieder aus. Wenn sie diese Erklärung beruhigen sollte, so hat es eindeutig nicht geklappt. Ist das Zeug, welches auf ihrem Bruder liegt zum Rauchen?

„Und warum ist Hanf dann verboten?“, mischt sich Simon ein, der mit drei Gläsern Brunnenwasser im Türrahmen steht. Sellmeier rückt sich in Position: „Weil, würde Hanf angebaut, die Hälfte der Baumwollpflanzer und Holzhändler Pleite gehen würden. Das ist der Grund!“

„Ich seh’ hier aber weit und breit keine Baumwollpflanzer.“, antwortet Simon herausfordernd, während er die Gläser verteilt.

„Aber du trägst die Kleidung der Baumwollpflanzer!“

„Hmm…“

„Ja, hmm! Ihr habt ja keine Ahnung, was das für eine großartige Pflanze ist – woher auch, aus der Schule bestimmt nicht.“

„Natürlich haben wir in der Schule über Hanf gesprochen … als es um das Thema Drogen ging …“, verteidigt sich Simon.

Drogen? Warum unterhalten sich die beiden über Drogen?! Laura macht große Augen.

Sellmeier holt ein kleines Plastikdöschen hervor, öffnet vorsichtig den Deckel und entnimmt mit einem winzigen Holzspachtel eine geringe Menge von etwas, das nach Creme ausschaut und schmiert es auf Nicos linkes Knie, auf die Wunde, aus der er gerade einen Kieselstein herausholen musste.

„Laura, sei so lieb und reich mir bitte ein großes Pflaster, es liegt rechts neben dir.“

Laura wendet sich nach rechts zum Tischchen und weiß nicht, was ein Pflaster ist. Dieses Wort hat sie auch noch nie gehört und statt dem Pflaster reicht sie Sellmeier eine Mullbinde. Der nimmt die Mullbinde ohne Zögern entgegen und spricht weiter:

„Als es um das Thema Drogen ging, habt ihr über Hanf gesprochen, aha.

Aber man euch sicher nicht erzählt, dass es keinen besseren Lieferanten gibt, um Papier zu machen – bestimmt nicht! Wir fällen lieber jedes Jahr Hunderttausende von Bäumen für unsere Zeitung, um dann darin zu lesen, wie viele Bäume wieder gefällt wurden! Aus einem Hektar Hanf kann man ungefähr so viel Papier herstellen, wie aus vier Hektar Wald – abgesehen davon, dass Hanffasern wesentlich besser und stärker sind als Holzzellulose…“

 

nächste Lesung: 28. Juni 2012 - im Rationaltheater München-Schwabing - präsentiert von “Dichtwerk”-Variété

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