Die Götter von Azza-Ghul (co. Repto Maniak)
Kapitel I
1
Die Nachmittagssonne wärmte mit ihren letzten Strahlen das kleine Tal mit seinen saftigen grünen Wiesen. Vor ihren geräumigen Wohnhöhlen, die sie in die Hänge der Berge getrieben hatten, saß eine kleine Gruppe von Berglingen gemütlich auf Holzbänken zusammen und plauderte angeregt miteinander, so wie an jedem Tag. Ihre Gespräche drehten sich meist um alltägliche Dinge und kleine Probleme, denn allzuviel ereignete sich nicht in ihrer kleinen beschaulichen Welt.
"Und ich sage euch, es stimmt. Die alte Gundur hat es mit eigenen Augen gesehem", meinte Lathar, der Bäcker, und fuhr fort: "Die Tochter des Bürgermeisters ist gestern abend mit dem jungen Fernot im Wald verschwunden!" Dabei bewegten sich seine Ohren aufgeregt hin und her.
"Red´ keinen Unsinn! Gundur ist schon fast blind. Was die sich immer einbildet. Du glaubst doch nicht, dass Alnath sich mit so einem wie Fernot einläßt?", rief einer dazwischen.
"Was weißt denn du schon!", ereiferte sich der Bäcker und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Ohren flatterten schier vor Erregung.
"Hm, vielleicht ist doch was dran", meinte sein Nachbar, der Schneider und setzte seinen halbvollen Krug vor sich auf den Tisch. "Gestern hab´ ich selbst gesehen, wie er ihren Korb trug. Und die Blicke, die sie ihm zuwarf, die Blicke!"
Seine Frau, die neben ihm saß, stieß ihm lachend in die Seite: "Na, da kannst du ja schon mal mit dem Hochzeitsgewand anfangen."
Alnath und Fernot – eigentlich wären die beiden gar kein so schlechtes Paar. Und wie wenn sie sich abgesprochen hätten, führten alle gleichzeitig ihre Krüge zum Mund und ließen das frische, würzige Bier in ihre Kehlen laufen.
Irgendetwas glitzerte vor der Versammlungshöhle im Licht der Sonne, die sie schon anschickte, langsam hinter den Gipfeln zu verschwinden.
"Seht mal da!", rief eine Frau und deutete zur Höhle. "Was kann das sein?"
Jetzt sahen sie es alle.
"Ich werd´ gleich mal nachschauen", erwiderte der Bäcker und erhob sich von seiner Bank. Auch die anderen standen auf.
Einer meinte: "Warte, wir kommen mit. Vielleicht ist es gefährlich."