Gastautorin (co) TIna M. – mit einer ihrer bezaubernden Geschichten:
Murphy wendet sich immer wieder um, als er mit den Frauchen zurück zum Schiff läuft, denn der Kapitän muss unbedingt von der Festnahme zweier seiner Passagiere informiert werden. Der kleine Hund fühlt sich in seiner Haut äußerst unwohl.
Teil 40 – Die Verfolger
Murphy wendet sich immer wieder um, als er mit den Frauchen zurück zum Schiff läuft, denn der Kapitän muss unbedingt von der Festnahme zweier seiner Passagiere informiert werden. Der kleine Hund fühlt sich in seiner Haut äußerst unwohl. Irgendwie wird er das Gefühl nicht los, dass er und seine zwei Frauchen verfolgt werden. Aber obwohl er sich immer wieder nach allen Seiten suchend umdreht und sogar seine Nase schnüffelnd in der Luft hält, kann er keinen Verfolger ausmachen. Vielleicht sieht er ja nur Gespenster. Sicher ist die ganze Aufregung auf dem Basar einfach zu viel für ihn gewesen. Auf dem Schiff wird er sich gleich ein gemütliches Plätzchen suchen und dort ein kleines Schläfchen halten.
Aber Murphy irrt sich keineswegs. Zwei Männer laufen hinter ihnen her und lassen sie nicht aus den Augen. Einer von ihnen ist der Mann, den der kleine Hund bereits auf dem Basar bemerkt hat. Sein Begleiter ist etwas kleiner und schmächtiger. Aber ebenso bewaffnet wie der andere. Er scheint noch jung zu sein, vielleicht gerade achtzehn Jahre, denn sein Gesicht weist nur einen leichten Bartflaum auf, so wie es bei Männern, die gerade dem Jünglingsalter entwachsen sind, üblich ist. Um den Kopf hat er sich ein Tuch gewunden, das anscheinend auch als Serviette dient, denn es weist zahlreiche Fettflecken auf. Ein zufriedenes Lächeln umspielt die Lippen des älteren, als Murphy sich mit seinem Frauchen dem Kreuzfahrtschiff nähert und mit ihnen über die Gangway an Bord geht.
„Lauf schnell und verständige den Käpt´n, Sohn. Teile ihm mit, dass uns eine prächtige Beute in Aussicht steht.“
„Und was machst du solange, Paps?“
„Werde mich dort drüben bei Achmed aufhalten und das Schiff weiter beobachten“,
der Mann deutet auf eine heruntergekommene Spelunke mit einem verwitterten Holzschild über der Ladentür, aus der laute Stimmen dringen. Soeben verlässt ein Mann, der eine halbvolle Flasche in der Hand hält, leicht schwankend das Gebäude.
„Nun lauf los und bring den Alten her!“
Der junge Mann wirft noch einen kurzen Blick auf das Schiff, dann rennt er los. Sein Vater dagegen schlendert gemächlich zu der Spelunke. Als er die aufstößt schlägt ihm ein Geruch vermischt aus Schweiß, Tabakrauch, Bier und anderen Schnapssorten entgegen. In dem Tabaknebel kann man kaum die einzelnen Gestalten erkennen, die sich in dem Raum befinden. Einzig Achmed, der Wirt, thront wie üblich an seinem Platz, direkt an der Theke, die auch schon mal bessere Tage gesehen hat. Als der Wirt seinen neuen Gast erkennt, greift er gleich unter die Theke und stellt eine bauchige Flasche mit glasklarem Inhalt vor sich hin.
„Ahoi, Bill! Seit wann liegt ihr vor Anker?“
„Seit gestern Abend, alte Schnapsdrossel!“ antwortet der mit Bill angeredete und hält sich die Flasche an den Hals. Erst als er sie fast bis auf die Neige geleert hat, stellt er sie wieder zurück auf die Theke. Vertraulich beugt sich der Wirt vor. Sein Gesicht berührt fast das des anderen.
„Habt ihr was für mich?“
„Nein, aber bald! Dort das Schiff dort im Hafen sieht sehr vielversprechend aus. Mein Junge holt gerade den Käpt´n. Bin sicher, dass er mir zustimmen wird.“
„Wenn du das Kreuzfahrtschiff meinst, dann werdet ihr bestimmt eine ordentliche Prise absahnen. Vergesst aber meine zehn Prozent nicht!“
„Auf keinen Fall! Schließlich bist du unser Hehler und Vertrauensmann hier in der Stadt!“
Während sich die beiden Männer unterhalten, werden Murphy und seine Frauchen von einem Matrosen zu der Kajüte des Kapitäns geführt. Dieser hat es sich auf seinem Sofa gemütlich gemacht. Sein weißes Hemd ist bis auf den Bauchnabel geöffnet, so dass die vollbeharrte Brust zu sehen ist. Gerade eben hat der Steward ihm einen Tee mit Rum und einen Teller voller kleiner Honigkuchen serviert. Voller Genuss beißt der Kapitän in eines der Kuchen und spült die klebrige Süßigkeit mit einem Schluck Tee herunter. Behaglich lehnt er sich in die Kissen zurück und kratzt sich am Bauch. Bald werden die Touristen zurückkommen und dann ist es mit der Ruhe vorbei. Ein Klopfen an der Tür lässt den Kapitän zusammenzucken.
„Wer da?“
„Matrose Heinrich, Käpt´n. Zwei Damen wünschen sie zu sprechen!“
„Augenblick, stehe gleich zur Verfügung!“
Murphy wartet zusammen mit seinen Frauchen, dass die Tür zur Kapitänskabine aufgeht. Der Matrose ist nach einem kurzen Gruß an seine Arbeit zurückgekehrt. Hinter der Kabinentür murmelt der Kapitän wütend vor sich hin und knüpft dabei mit flinken Fingern sein Hemd zu.
„Nicht mal in Ruhe seinen Tee kann man trinken! Wo sind denn jetzt bloß die verdammten Schuhe?“
Vor der Tür blicken sich Murphys Frauchen nervös an.
„Hoffentlich kann unser Kapitän dem Ehepaar helfen! Was meinst du, Mutti?“
„Das weiß ich nicht! Wir sind hier in einem fremden Land. Da gibt es andere Gesetze wie bei uns. Aber ich denke schon, dass der Kapitän weiß, wer in einem solchen Fall helfen kann.“
Der schmächtige junge Mann mit dem Bartflaum läuft durch das Dorf. Rücksichtslos überrennt er Menschen, die ihm auf seinen Weg entgegenkommen. Auf ihr Geschrei und Gezeter achtet er nicht. Endlich taucht vor ihm eine Bucht auf. Keuchend hält er einen Augenblick inne, um zu Atem zu kommen. Wenige Augenblicke später eilt er auf das Segelschiff zu, welches dort vor Anker liegt. Der junge Mann zieht sich an einem Schiffstau hoch und springt an Bord. Von der Mannschaft des Schiffes ist weit und breit nichts zu sehen.
„Die liegen sicher in ihren Hängematten und pennen!“
Der Junge steigt eine Holztreppe hinunter und steht vor einer hölzernen Kabinentür mit einem kleinen Glasauge. Laut hämmert er mit der Faust an die Tür.
Aufmerksam hört sich der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes an, was Murphys Frauchen zu erzählen haben. Am Ende des Berichtes sieht er sinnend vor sich nieder und runzelt dabei die Stirn. Murphy betrachtet derweil interessiert die Schuhe des Mannes. Der Kapitän hat in der Eile seine Schuhe, die er normalerweise zu seiner Uniform trägt, nicht gefunden und ist daher schnell in ein paar flauschige Pantoffeln mit kleinen Katzenohren geschlüpft. Ein Geburtstagsgeschenk seiner kleinen Enkelin. Der kleine Hund würde sich am liebsten auf die Hausschuhe stürzen und diese zerbeißen. Aber er verkneift es sich, schließlich gibt es jetzt Wichtigeres zu tun. Dem armen Ehepaar, das zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt und von der Polizei verhaftet worden ist, muss auf dem schnellsten Wege geholfen werden. Nach einer Weile hebt der Kapitän wieder seinen Kopf und betätigt seine Sprechanlage.
„Doktor, kommen sie sofort in meine Kabine“
Fragend sehen sich Murphys Frauchen an. Sie können sich beim besten Willen nicht denken, warum der Schiffsarzt kommen soll. Aber der Kapitän wird schon wissen, was er tut. Bald darauf öffnet sich auch schon die Tür und ein Mann mit Vollglatze und rötlichem Gesicht betritt die Kabine. Der Schiffsarzt. Kurz erzählt der Kapitän dem Arzt was sich auf dem Basar ereignet hat und bittet den Mann ihn zum hiesigen Polizeirevier zu begleiten, da er dort ja mit einigen der Herren auf freundschaftlichem Fuß stünde.
„Stehe sofort zur Verfügung. Muss nur noch die Dame aus Kabine 35 verarzten. Sie klagt über Bauchschmerzen und hat daher auf den Landgang verzichtet.“
Der Kapitän ist mit Murphy und den Frauchen wieder allein. Aber nicht sehr lange. Der Schiffsarzt hat sich beeilt und ist nach wenigen Minuten zurück.
„Von mir aus können wir gehen, Käpt´n!“
„Wünschen Sie, dass wir mitgehen?“ will das große Frauchen wissen.
„Nein, meine Damen!“ winkt der Kapitän ab. „Sie können doch nichts mehr tun! Bleiben sie ruhig an Bord.“
Voller Staunen beobachtet Bill in der Spelunke wie der Kapitän zusammen mit dem Schiffsarzt das Kreuzfahrtschiff verlässt.
„Wo die wohl hinwollen?“ murmelt er. „Na, egal. Hoffentlich kommt mein Junge mit dem Käpt´n bald!“
Bill will sich gerade einen weiteren Schluck aus der Flasche genehmigen, als die Tür aufschwingt und sein Sohn über die Schwelle tritt. Hinter ihm taucht eine weitere Gestalt auf. Suchend sehen sie sich in der von Rauch geschwängerten Luft um. Bill winkt ihnen zu. Kurze Zeit später sitzen die drei mit dem Wirt an einem der Tische und stecken tuschelnd die Köpfe zusammen.
©TinaM. veröffentlicht auch unter Peo.de
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