Möglicherweise stehen die Chancen für interstellare Reisen mit Hilfe von sog. Wurmlöchern gar nicht so schlecht, wie bisher angenommen.
Unter Wurmlöchern versteht man eine bisher hypothetische Verbindung zwischen zwei entfernten Regionen der Raumzeit.. Das Konzept geht auf spezielle Lösungen der Einstein-Gleichungen zurück. Demnach soll es unter bestimmten Bedingungen möglich sein, dass sich zwischen zwei rotierenden Schwarzen Löchern mit einer Masse von mehr als zehn Millionen Sonnenmassen ein Tunnel bildet, der eine Reise in weit entfernten Gebiete des Universums ohne Zeitverlust zulässt. Laut den Berechnungen des neuseeländischen Physikers Roy Kerr aus dem Jahr 1963 entsteht bei einem rotierenden Schwarzen Loch keine Punktsingularität (der Punkt im Zentrum mit theoretisch unendlicher Dichte, auf den jedes Objekt, dass in den Einflussbereich des Schwarzen Loches gerät, also den sog. Schwarzschild-Radius unterschreitet, unwiederbringlich zustürzt), sondern eine Ringsingularität, die eventuell den Eingang zu einem Tunnel darstellt, durch den sich (bei entsprechender Größe ein Raumschiff hindurchbewegen könnte.
Berechnungen zeigen aber leider, das Wurmlöcher, so sie überhaupt existieren, sehr instabile Gebilde sind, die bei der kleinsten Störung sofort in sich zusammenfallen. Um eine Reise mit einem Raumschiff durch so einen Raumzeit-Tunnel durchzuführen, müsste also ein Wurmloch entsprechender Größe geschaffen werden und es für eine gewisse Zeit stabilisiert werden. Für die Wände des Wurmlochs würde allerdings ein Material benötigt, das den gewaltigen Gravitationskräften widersteht und eine gigantische Spannung aushält, mehr als das zehnmilliardenfache von Stahl.
Eine Lösung des Problems bestünde nach dem Physiker Kip Thorne durch den Einsatz von sog. exotischer Materie, die im Gegensatz zur normalen Materie eine negative Masse besitzt und nicht anziehend, sondern abstoßend wirkt, bei der eine Waage ein negatives Gewicht anzeigen würde. Bisher schien es so, als ob es sich dabei nur um reine Spekulationen handelt und dass es keine exotische Materie gibt.
Wissenschaftler am Max-Born-Instituts in Berling haben jetzt bei einem Experiment nachgewiesen, dass die Masse von Elektronen bei einer starken Beschleunigung durch ein elektrisches Feld für eine kurze Zeit einen negativen Wert annimmt. Bei dem Versuch wurden Elektronen in einem Halbleiterkristall innerhalb von 100 Femtosekunden (100 Billardstel Sekunden) auf eine Geschwindigkeit von vier Millionen km/h beschleunigt. Etwa innerhalb des gleichen Zeitraums bremsten die Eletronen ab und kehrten dann sogar ihre Bewegungsrichtung um. Das kann nur mit einer negativen trägen Masse der Elektronen erklärt werden.
Vielleicht zeigt dieses Experiment, dass es sich bei exotischer Materie doch um mehr als um bloße Gedankenspielereien handelt und dass die Möglichkeit einer interstellaren Raumfahrt durch Wurmlöcher ein kleines bißchen wahrscheinlicher geworden ist..